Rhetorik-Tipps

Rhetorik-Tipps: Wie Sie als Redner Ihre Zuhörer überzeugen

Immer wieder kommt es im Leben zu Situationen, in denen man vor Publikum sprechen und einen Vortrag oder eine Rede halten muss. Ob als Referat in der Schule, als Grußrede bei einer Hochzeit, im feierlichen Rahmen eines Firmenjubiläums oder auch im beruflichen Kontext, etwa als Vorgesetzter oder Experte – immer wieder stehen Redner vor der Herausforderung, durch Rhetorik die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer zu gewinnen, Inhalte und Argumente zu transportieren und dabei möglichst eine mitreißende und überzeugende Wirkung zu erzielen. Lesen Sie hier Tipps rund um die perfekte und fesselnde Rede und wie Sie Punkt für Punkt Ihre Rhetorik verbessern können.

Mit Rhetorik überzeugen: Vorbereitung und Struktur sind das A und O

Rhetorische Vorbereitung

Bereiten Sie sich für eine Diskussion gut vor – dann klappt es auch mit positiver Rhetorik © UfaBizPhoto – Shutterstock

Im Idealfall wird man dabei nicht unvorbereitet ins kalte Wasser gestoßen, sondern hat im Vorfeld Gelegenheit, die Rede auszuarbeiten und dabei die Gedanken sinnvoll zu strukturieren:

  • Wie gelingt ein guter Einstieg, der gleichsam Sympathie und Aufmerksamkeit bei den Zuhörern weckt?
  • Welches Ziel verfolgt die Rede? Welche Argumente sprechen für dieses Ziel, welche Gegenargumente kann man vorbringen und wie lassen sich diese am besten entkräften?
  • Welche Kernaussagen sollen den Zuhörern möglichst im Gedächtnis bleiben?
  • Gibt es Beispiele oder metaphorischen Bilder die dabei helfen können, die eigenen Aussagen zu veranschaulichen?
  • Wie lässt sich ein angemessener Spannungsbogen durch Rhetorik aufbauen und halten, bei dem Auftakt und Schluss der Rede einen möglichst stimmigen Rahmen bilden?

All diese Aspekte gilt es bei der Entwicklung einer gelungenen Rede zu berücksichtigen. Ob die eingeflochtenen Anekdoten dabei eher humorvoll oder ob man diese ernst wählen sollten, hängt maßgeblich ab von Anlass, Inhalt und Publikum der Rede: Der Brautvater wird bei der Rede auf der Hochzeit seiner Tochter anders auftreten wollen als in seiner beruflichen Rolle als Teamvorstand.

Grundsätzlich gilt jedoch für jeden Vortrag: Eine gute Struktur ist das A und O. Argumente, die schlüssig aufeinander aufbauen, beispielhafte Geschichten oder Metaphern, die mehrfach aufgegriffen werden und ein Schlussakkord, der den Bogen schlägt zum Ausgangspunkt können dazu beitragen, den Worten des Redners eine wesentlich stärkere und nachhaltigere Wirkung zu verleihen. Zusätzlich kann man in einem Vortrag oder einer Rede mit der Zahlensymbolik Eindruck schaffen.

Die 3 Säulen der Rhetorik von Aristoteles

Vorbereitung und Struktur sind wichtig. Allerdings ist es noch wichtiger die Rhetorik zu kennen, um die Zuhörer zu erreichen. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit um die Säulen der Rhetorik kennenzulernen und sie in der Redevorbereitung anzuwenden.

Der „Erfinder“ der drei Säulen ist Aristoteles. Er gehörte zu den bekanntesten Philosophen der Geschichte und übte enormen Einfluss aus. Gelebte hat Aristoteles im 4. Jahrhundert vor Christus.

Aristoteles benannte die 3 Säulen der Rhetorik:

  • Logos
  • Pathos
  • Ethos

Logos: Dieser Begriff steht für das Argument und die Fakten. Wenn Sie eine Aussage in der Rede tätigen, sollten Sie diese immer durch Fakten belegen können. Dafür eignet sich beispielsweise ein Dokument oder eine Statistik, die Sie durch Medieneinsatz wie einen Projektor oder Beamer den Zuhörern präsentieren können. Ihre Rede sollten Sie stets strukturiert und zielorientiert formulieren.

Pathos: Mit diesem Begriff ist der emotionale Zustand des Zuhörers gemeint. Der Redner stellt sich die Frage, wie man Emotionen, Überzeugungen und Werte an den Hörer übermitteln kann. Am besten funktioniert dies mit Beispielen, die lebhaft und bildlich vorgetragen werden. Gehen Sie noch einen Schritt weiter und versetzen Sie sich an die Stelle Ihrer Zuhörer. So merken Sie was ihnen am Herzen liegt. Und genau dort packen Sie Ihr Publikum. Nichts funktioniert besser als die Gefühlsebene, um eine gelungene Rede zu halten. Treten Sie stets engagiert und glaubwürdig auf.

Ethos: Autorität und Glaubwürdigkeit des Sprechers verbinden sich mit diesem Begriff. Anders als bei der Säule Logos, in der Fakten belegt sein müssen, überzeugen Sie Ihr Publikum durch Ihr „mögliches“ Wissen. Menschen neigen dazu anderen Menschen Glauben zu schenken, sind diese in ihrer Aussage glaubwürdig. Unter Ethos versteht man die „weiße Weste“ oder den vertrauenswürdigen Charakter des Unternehmens. Es reicht aus den Zuhörern Ihrer Rede zu vermitteln, dass das, was Sie sagen stimmen könnte. Überzeugen Sie Ihr Publikum.

5 Grundsteine der modernen Rhetorik

Auch im 20. Jahrhundert sind die drei Säulen der Rhetorik von Aristoteles nicht in Vergessenheit geraten. Im Laufe der Jahre hat man die Grundsteine der Rhetorik aufgestockt und so entstanden zwei zusätzliche Teile, die in der Handhabung der Rhetorik an Wichtigkeit gewonnen haben. Es ist zwar wichtig, Argumente und Fakten auf den Tisch zu bringen, die Zuhörer zu erreichen und Glaubwürdigkeit herüberzubringen. Dennoch fehlen zwei ganz bestimmte Aspekte, die das Bild der Rhetorik abrunden.

Der erste Grundstein der hinzugekommen ist, ist die Stimme. Ohne diese können Sie mit Ihrem Gegenüber nicht kommunizieren. Gerade in Reden, Vorträgen oder Diskussionen ist die Stimme ein enorm wichtiges Werkzeug. Durch verschiedene Stimmlagen drückt man Emotionen aus. Um die Stimme in der Rhetorik richtig anzuwenden, sollte man immer klar und verständlich sprechen. Nuscheln oder Wörter regelrecht verschlucken, weil man zu schnell spricht, ist bei einer Rede in denen Sie Zuhörer erreichen möchten keine Option. Sollten Sie diesbezüglich Defizite aufweisen helfen Übungen zur Sprechtechnik.

Der zweite Grundstein, der sich im Laufe der Zeit dazugesellt hat, ist der Körper. Ihr Körper spricht immer – dieses Faktum nennt man Körpersprache. Diese nonverbale Kommunikation findet jederzeit statt, ob nun in Kombination mit dem Gesprochenem oder ohne. Um in einer Rede, einem Vortrag oder einer Präsentation zu wirken, steht es außer Diskussion stets selbstsicher aufzutreten und dabei noch mit Natürlichkeit zu glänzen.

Nun kennen Sie die 5 Grundsteine der modernen Rhetorik und können diese beim Schreiben einer Rede anwenden. Verinnerlichen Sie die 5 Punkte, so kann man mit Sicherheit sagen, dass Sie Ihr Publikum und deren Gefühlsebene erreichen.

Gefühle vom Publikum wecken: Anfang und Ende sind entscheidend

Unabhängig davon, ob ein Vortrag fünf Minuten oder eine Stunde dauern soll – von essenzieller Bedeutung für seine Wirkung beim Publikum sind Anfang und Ende einer Rede. Die ersten Sätze entscheiden darüber, ob die Zuhörer den Faden aufschnappen und sich dem Redner interessiert zuwenden – oder ob sie bereits nach wenigen Worten gelangweilt abschalten. Wer sein Publikum nicht innerhalb der ersten drei Minuten für sich gewinnt, wird es sehr schwer haben, es später noch zu erreichen.

Ähnliches gilt für das Ende einer Rede: Idealerweise sollten Anfang und Ende einen Rahmen bilden. Tipp: Greifen Sie als Redner zum Schluss das eingangs Gesagtes nochmals auf und ordnen Sie es anhand der zwischenzeitlich vorgetragenen Argumente neu ein. Wer Ausgangs- und Schlusspunkt einer Rede schlüssig miteinander verknüpft, erhöht dadurch die Chance, dass sich das Publikum auch eher an den Weg von A nach B erinnert, an die Zwischenschritte in der Argumentationskette.

Zitate zur Rhetorik von berühmten Persönlichkeiten

Rhetorik Zitat von Mark Twain: „Eine gute Rede hat einen guten Anfang und ein gutes Ende – und beide sollten möglichst dicht beieinander liegen.“

Rhetorik Zitat von Augustinus, Bischof von Hippo: „In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst.“

„Die Redekunst ist die allerumfassendste Kunst.“

Rhetorik Zitat von Aristotoles: „Daher ist es erforderlich, Kunstfertigkeit anzuwenden, ohne dass man es merkt, und die Rede nicht als verfertigt, sondern als natürlich erscheinen zu lassen – dies nämlich macht sie glaubwürdig.“

Rhetorik Zitat von Cato der Ältere: “rem tene, verba sequentur.” Zu Deutsch: „Beherrsche die Sache, dann folgen auch die Worte

Rhetorik Zitat von John F. Kennedy: „Eine gute Rede ist wie ein Bikini – knapp genug, um spannend zu sein, aber alle wesentlichen Stellen abdeckend.“

3 Tipps zur Rhetorik und Sprachgestaltung – passgenau abgestimmt auf die Zuhörer

Ein guter Redner holt sein Publikum dort ab, wo es steht – und nimmt es dann mit auf seine Seite, indem er durch gut vorgetragene Argumentationslinien überzeugt. Dabei ist es wichtig, auch die Sprache der Rede in Stil und Niveau auf die Zuhörerschaft abzustimmen: Wer vor einer Gruppe von Professoren spricht, sollte andere Worte und Satzkonstruktionen wählen als jemand, der eine Rede im Bierzelt hält. Abstraktionslevel und Metaphorik der Formulierung sollten dementsprechend differenziert ausgewählt werden.

Im Zweifelsfall – oder bei gemischter Zielgruppe – sollten Sie auf Bandwurmsätze und komplizierte Fremdwörter verzichtet. Stattdessen empfiehlt es sich, kurze Sätze in einfachen Worten zu formulieren und die eigenen Aussagen mit Bildern oder Beispielen zu unterlegen, die der Lebensrealität der Zuhörer möglichst nahekommen. Auf diese Weise können sie sich eher mit dem Gesagten identifizieren und eine individuelle Verknüpfung herstellen – das Thema der Rede gewinnt dadurch für sie persönlich an Relevanz.

Tipp 1: Rhetorische Stilmittel – wie früher im Deutschunterricht

Sie können auch gezielt (rhetorische) Fragen oder Suggestivfragen formulieren, um die Zuhörer anzuregen, sich eigene Gedanken zum Thema zu machen. Es gibt etliche psychologische Tricks im Feld der Rhetorik, die dabei helfen können, das Publikum in die gewünschte Richtung zu lenken oder vorgetragene Argumente überzeugender wirken zu lassen.

Auf Füllwörter sollte man dagegen verzichten, sie lenken zu sehr vom eigentlichen Inhalt ab und lassen den Redner bei allzu starker Häufung eher inkompetent oder unseriös wirken. Stattdessen gilt für eine gute Rede dasselbe wie für einen guten Schulaufsatz im Deutschunterricht: Mit Hilfe rhetorischer Stilmittel lässt sich auch eine trockene oder weniger erfreuliche Botschaft gut transportieren. Ob als appellative Rede, die das Publikum zu bestimmten Handlungen ermuntern soll, oder schlichtweg als Stimmungsbereiter bei privaten oder geschäftlichen Feierlichkeiten – durch klug gewählte rhetorische Figuren wird die überzeugende Wirkung einer jeden Rede verstärkt.

Tipp 2: Klimax, Anapher und Co. helfen Rednern wie Zuhörern

Ein beliebtes und vielfältig anwendbares rhetorisches Stilmittel bildet beispielsweise die Klimax. Dabei erfolgt der Argumentationsaufbau in Stufen, in einer Steigerung vom Unwesentlichen zum Bedeutsamen. Mit dieser Agenda im Hinterkopf lässt sich die Struktur der Rede im Vorfeld leichter aufbauen – und zugleich wird es für das Publikum spannender, ihr zu folgen.

Deutlich besser im Ohr bleiben zudem Aussagen, die man durch Wiederholung unterstreicht. Beginnen mehrere Sätze hintereinander mit denselben Worten, spricht man von einer Anapher – dieses Stilmittel verleiht der Aussage nicht nur rhetorisch mehr Gewicht, sondern sorgt zudem für einen Sprechrhythmus, der die Aufmerksamkeit der Zuhörer (wieder) einfängt.

Ähnlich funktioniert das Stilmittel des Parallelismus, bei dem mehrere aufeinanderfolgende Sätze identisch oder ähnlich aufgebaut sind. Auch dies sorgt für einen Rhythmus, der den Zuhörern hilft, das Gesagte besser zu verinnerlichen.

Tipp 3: Souveräner Auftritt lässt Argumente stärker wirken

Doch nicht nur die Wortwahl ist entscheidend dafür, ob eine Rede bei den Zuhörern im Gedächtnis bleibt. Auch das Auftreten des Redners selbst, seine Sprechtechnik und Betonung können die Wirkung des Vortrags beeinflussen – im Positiven wie im Negativen. Wer als nervöser Zappelphilipp die Bühne betritt oder verlegen zu Boden blickt, wirkt unsicher und weder überzeugt noch überzeugend. Wer hingegen selbstbewusst und mit aufrechtem Gang vor sein Publikum tritt, den Blick in die Gesichter seiner Zuhörer nicht scheut und seine Argumente flüssig und mit fester Stimme vorträgt, wirkt souverän und ist eher in der Lage, die Gunst des Publikums für sich zu gewinnen.

Wirkung von Rhetorik üben

Üben Sie regelmäßig rhetorische Wirkung vor dem Spiegel © Dean Drobot – Shutterstock

Wie so häufig im Leben gilt auch bei Reden vor Publikum: Übung macht den Meister. Wer eine Botschaft transportieren und die Menschen erreichen will, muss hierfür jedoch nicht unbedingt kostspielige und zeitraubende Rhetorikseminare besuchen. Stattdessen gibt es Tipps und Tricks, die Sie ganz einfach zuhause vor dem Spiegel oder gemeinsam mit einer Vertrauensperson, etwa einem Familienmitglied oder einem Arbeitskollegen, trainiert können.

Dazu zählt beispielsweise, sich an den Klang der eigenen Stimme zu gewöhnen und herauszufinden, welche Lautstärke und welches Sprechtempo angemessen sind, um gut gehört und verstanden zu werden. Auch die fertig ausgearbeitete Rede sollten Sie zumindest einmal laut vortragen, um etwaige Stolperfallen wie unbeabsichtigte Zungenbrecher zu identifizieren oder festzustellen, an welchen Stellen des Vortrags man sinnvolle Pausen setzen kann, um das Gesagte wirken zu lassen. Diese Pausen sollten bewusst gewählt, lang genug – aber nicht zu lang, um nicht zu künstlich zu wirken.

Um hierfür ein Gefühl zu entwickeln, kann es hilfreich sein, in Gedanken etwa zwei Sekunden zu zählen. Wer zusätzlich die Möglichkeit hat, die eigene Rede graphisch oder mit Bildern zu unterlegen – etwa durch eine Präsentation oder eine Foto-Show – kann auch diese Hilfsmittel gezielt dazu nutzen, den Aufbau des Vortrags zu strukturieren und an sinnvollen Stellen Pausen zu setzen.

Reden vor Publikum – hohe Kunst der Rhetorik

Vorträge und Reden vor Publikum – ganz gleich welcher Art – lassen viele Menschen nervös werden. Dennoch zählen sie zur hohen Kunst in der Kommunikation und Rhetorik. Welche Wirkungsmacht klug aufeinander abgestimmte und souverän vorgetragene Worte entfalten können, haben Reden charismatischer Politiker oder Konzernchefs immer wieder gezeigt. Berühmte Redner von John F. Kennedy bis Steve Jobs – wer es schafft, durch gute Reden zu überzeugen, bleibt langfristig im Gedächtnis, und das im besten Fall nicht nur als faszinierende Person, sondern auch im Hinblick auf die transportierten Inhalte.

Redaktion redenwelt.de

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