Rede zum Tag der Arbeit – Vom Haymarket ins politische Hier und Jetzt

Jahr für Jahr findet am 1. Mai der Tag der Arbeit statt. Der Tag ist wie gemacht für eine kämpferische Rede im politischen und unternehmerischen Umfeld. Erfahren Sie im folgenden Artikel, wo der Tag der Arbeit herkommt und was eine Rede zum 1. Mai besonders macht.

Der Tag der Arbeit fällt jedes Jahr auf den 1. Mai und ist in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. Im ganzen Land gibt es an diesem Tag Kundgebungen und Demonstrationen, wo sich tausende Protestierende versammeln und gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Aber wo kommt der „Internationale Kampftag der Arbeiterklasse“ eigentlich her? Wo hat der Tag der Arbeit seine Wurzeln?

Der Ursprung des Tags der Arbeit

Kurz vor dem 1. Mai lässt sich in zahlreichen Medien lesen, dass der Tag der Arbeit von den Nationalsozialisten eingeführt wurde. Das ist nur die halbe Wahrheit und offenbart lediglich, dass Artikel mit dem reißerischen Begriff „Nazi“ in der Überschrift übermäßig gern geklickt und gelesen werden. Der Tag der Arbeit dagegen lässt sich schon viel weiter zurückverfolgen und hat seine Ursprünge in der Achtstunden-Bewegung in den Vereinigten Staaten von Amerika Ende des 19. Jahrhunderts.

Haymarket-Affäre

Haymarket in Chicago „Kampftag der Arbeiterklasse“ © Everett Historical – Shutterstock

Dort rief die amerikanische Arbeiterbewegung am 1. Mai 1886 zum ersten Mal zu einem Generalstreik auf, um gegen die widrigen Arbeitsbedingungen der Angestellten in den Fabriken (12 Stunden-Schichten bei einem Verdienst von 3 US-Dollar am Tag) zu demonstrieren. Auf den Tag genau 30 Jahre zuvor fand bereits eine ähnliche Demonstration in Australien statt, die tiefgreifende Verbesserungen für die Arbeiterschaft mit sich brachte.

Die Proteste gipfelten 1986 in einer großen Rede des Herausgebers der Arbeiter-Zeitung August Spies auf dem Haymarket in Chicago und mehrtägigen Streiks, die wiederum in gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei ausuferten, an deren Ende auf beiden Seiten Tote zu beklagen waren. Mehrere der Protestler, darunter August Spies, wurden im Anschluss an die Auseinandersetzungen als Initiatoren der Aufstände hingerichtet.

Die sogenannte Haymarket-Affäre gilt heute gemeinhin als der Ausgangspunkt des eigenen Bewusstseins der Arbeiterklasse. Drei Jahre nach den Vorfällen auf dem Haymarket in Chicago wurde der 1. Mai als der „Kampftag der Arbeiterklasse“ ausgerufen und ein Jahr später 1890 zum ersten Mal mit riesigen Demonstrationen und Protesten auf der ganzen Welt begangen. Im englisch-sprachigen Raum taucht meist der Begriff „Labour Day“ auf.

Der 1. Mai in Deutschland

In der Weimarer Republik konnte sich der Tag der Arbeit als gesetzlicher Feiertag nicht durchsetzen. Erst die Nationalsozialisten machten den 1. Mai zu dem, was er heute noch ist. Im April 1933 wurde der Tag der Arbeit per Reichsgesetz als gesetzlicher Feiertag festgelegt.

Doch dahinter steckte ein perfides Kalkül. So hielt der frisch ernannte Reichskanzler Adolf Hitler am 1. Mai vor hunderttausenden Leuten eine Rede auf dem Tempelhofer Feld in Berlin, später Flughafen, heute brachliegendes Parkgelände in der Größe des New Yorker Central Parks, um die Arbeiterschaft zu vereinen und hinter sich zu wissen.

Das Aktionskomitee zum Schutze der deutschen Arbeit

Aber nicht die Gewerkschaften. Nur einen Tag nachdem der 1. Mai zum ersten Mal als gesetzlicher Feiertag zelebriert wurde, stürmten die Schergen der Nazis die Büros der Arbeitervertretungen in ganz Deutschland, verhafteten führende Gewerkschafter und beschlagnahmten die Vermögen der Organisationen. Unter dem „Aktionskomitee zum Schutze der deutschen Arbeit“ wurden die verschiedenen Gewerkschaften fortan verbunden und gleichgeschaltet.

Im Anschluss versuchten geflüchtete Gewerkschafter im Ausland (vor allem in der damaligen Tschechoslowakei und in Skandinavien), aber auch in Deutschland, unter der Hand die Oppositionsarbeit der Gewerkschaften aufrecht zu erhalten, um für „die Zeit danach“ gewappnet zu sein. Einige dieser Geflohenen waren unter anderem in das gescheiterte Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler involviert.

Was passierte am 1. Mai 1946?

Ein knappes Jahr später begann bereits „die Zeit danach“ und am 1. Mai 1946 gab es von den alliierten Besatzern unter strengen Auflagen wieder genehmigte Maikundgebungen. Auch in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde nach der Teilung Deutschlands im Zuge des Potsdamer Abkommens der 1. Mai als „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“ begangen. Bei den Mai-Paraden der SED marschierten Arbeiter- aber auch Militärverbände teils im Stechschritt an den Machthabern der ostdeutschen Volkspartei vorbei.

Seit Mitte der 80er Jahre wurde der Tag der Arbeit regelmäßig von teils schweren Ausschreitungen begleitet, die ihren Ursprung wohl bei linksautonomen Gruppierungen im Berliner Stadtteil Kreuzberg hatten. Seitdem waren gerade in Berlin schwere Ausschreitungen steter Bestandteil der Demonstrationen zum 1. Mai, bei denen zahlreiche gewaltbereite Demonstranten aus ganz Deutschland anreisten. Seit ein paar Jahren nun ist es in Zusammenarbeit der Polizei und der verschiedenen Gruppierungen gelungen, die Ausschreitungen immer weiter zu reduzieren und besser im Zaum zu halten, so dass die friedliebenden Berliner heute nicht mehr zwingend am 1. Mai die Stadt verlassen.

Der 1. Mai als Start in die warme Jahreszeit

Während der 1. Mai in kirchlichen Kreisen keinen besonderen Stellenwert hat, kann er diesen umso mehr im politischen Spektrum genießen und ist gleichzeitig ein wichtiger gesellschaftlicher Tag, fernab von schweren Themen wie Klassenkampf, Arbeiterrechten und Gewerkschaften.

Noch älter als die Tradition des „Tags der Arbeit“ sind nämlich die Feierlichkeiten, die es landauf-, landabwärts zu Beginn des Wonnemonats gibt. Bereits am Vorabend wird mit dem „Tanz in den Mai“ die Walpurgisnacht gefeiert, die die letzten bösen Geister des Winters vertreiben soll und die beginnende warme Jahreszeit gebührend begrüßt.

Am Vormittag des 1. Mais ist vor allem in südlichen Regionen Deutschlands das Aufstellen eines Maibaums weit verbreitet. Während auf dem Münchener Viktualienmarkt ein Kran beim Aufrichten des festlich geschmückten Baums hilft, geht das in kleinen Gemeinden noch auf traditionelle Art mit der Muskelkraft etlicher Helfer. Ebenfalls gerade in Bayern und Teilen Baden-Württembergs anzutreffen, ist der Brauch, seiner Angebeteten am 1. Mai einen geschmückten Baum vor das Fenster oder das Haus zu stellen. Alle vier Jahre in den Schaltjahren sind dagegen die Frauen an der Reihe, ihrem Auserkorenen mit einem Baum die Ehre zu erweisen.

Eine neben Christi Himmelfahrt immer öfter auch am 1. Mai zu beobachtende vermeintliche Tradition ist das Umherziehen meist junger Männer mit Bollerwägen, die reich mit Bier und Spirituosen gefüllt sind.

Reden zum Tag der Arbeit

Thematisch machen Bezüge zum Tag der Arbeit gerade für Unternehmen oder eben auch Gewerkschaften Sinn. Vor allem für letztgenannte ist der 1. Mai das wohl prägendste Datum im ganzen Jahr, an dem zu wichtigen arbeitspolitischen Themen Stellung bezogen wird. Dabei sollen vor allem der Wichtigkeit der Arbeitskraft eines jeden Einzelnen Ausdruck verliehen und politische Fehlentwicklungen angeprangert werden. Darüber hinaus gilt es, die Arbeiterschaft davon zu überzeugen, dass es starke Gewerkschaften braucht, um die Rechte der einzelnen Arbeiter im Gesamten zu stärken.

Ein Blick in vergangene Reden zum Tag der Arbeit macht das deutlich. So steht der Beginn der Rede von Annelie Buntenbach, lange Jahre im Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), stellvertretend für viele ähnlich kämpferische Aufrufe:

„Heute stehen hier und in anderen Städten tausende auf der Straße und demonstrieren für soziale Gerechtigkeit, dafür, dass der Sozialstaat nicht auf der Strecke bleibt, dass es für gute Arbeit auch gutes Geld gibt!“ (Ein Klassiker!)

Herausgeber des Magazins Der Spiegel

Mit der Rede zum 1. Mai 2017 sprach Jakob Augstein, Herausgeber des Spiegels, eine Mahnung aus © nitpicker – Shutterstock

Zugleich sprach Publizist Jakob Augstein, Herausgeber des Spiegels, bei einer Rede zum 1. Mai 2017 eine Mahnung aus, dass nicht nur einmal im Jahr in diesem Ausmaß für die Rechte der Arbeitnehmer gekämpft werden sollte:

„Ich freue mich, Sie hier alle zu sehen. Sie sind viele. Das ist gut. Aber heute ist ja auch der 1. Mai. Da trifft man sich als Gewerkschafter. Da kommt man raus. Da zeigt man sich auf der Straße. Schön – aber mir reicht das nicht. Ich freue mich, Sie hier alle zu sehen, aber ich sehe Sie so selten. Ich würde Sie gerne häufiger sehen.“

Kämpferischer Rednerton

Gemein ist den Reden zum Tag der Arbeit, dass sie einen kämpferischen Unterton haben und vor allem Gerechtigkeit und Solidarität in der Betonung hervorgehoben werden. Derartige Schlagworte lassen sich in sehr vielen Reden finden und damit macht der Redner schonmal eine gute Figur. Neben schlechten Arbeitsbedingungen wie bei den Ursprüngen vom Haymarket sind auch gesellschaftliche Fehlentwicklungen Inhalt der Maikundgebungen.

Aus unternehmerischer Sicht zählt der 1. Mai wahrscheinlich nicht zu den beliebtesten Anlässen für eine Rede und doch können Vorstände, Geschäftsleitung oder Führungspersonal ihren Mitarbeitern in einer Rede zum Tag der Arbeit Dank für ihre Leistungen aussprechen und zugleich für die vor dem Unternehmen liegende Zukunft motivieren. Dies lässt sich geschickt mit Lobhudelei der Errungenschaften und Vorteile für die eigenen Mitarbeiter kombinieren, so dass nach der Rede sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.

Eine Rede am 1. Mai halten

Beim Auftreten des Redners gelten wie bei vielen anderen Anlässen ähnliche Anforderungen. Es gilt, selbstbewusst aufzutreten, um die gemachten Forderungen auch entsprechend gut verkaufen zu können. Gute Rhetoriker nehmen ihr Publikum immer wieder mit, lassen Pausen, um der Zuhörerschaft Zeit zum Nachdenken zu geben und erhöhen bewusst Stimme und Lautstärke, um bestimmten Aussagen entsprechend Nachdruck zu verleihen.

Fazit zur Rede am Tag der Arbeit

Der 1. Mai ist politisch höchst bedeutsam und bietet sich als Tag der Arbeit an, um Gewerkschaftsangehörige und Arbeitnehmer überhaupt in einer kämpferischen Rede auf nötige Veränderungen aufmerksam zu machen. Gleichzeitig lohnt es sich für Unternehmer auf eigene Verbesserungen hinzuweisen, um Mitarbeiter für die kommende Zeit zu motivieren.

Redaktion redenwelt.de

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