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Jahr für Jahr feiern und leben die Jeckinnen und Jecken ab dem 11.11. um 11:11 Uhr ihre fünfte Jahreszeit. Ein fester Bestandteil, der auf den Prunksitzungen in der Zeit des Karnevals, des Faschings und der Fastnacht nicht fehlen darf, ist eine ganz besondere Karnevalsrede: die Büttenrede. Wo die Büttenrede ihren Ursprung hat, welche Formen es gibt und was in eine solche Rede hinein gehört, zeigen wir hier.
Für diejenigen, die in ausschließlich vier Jahreszeiten leben, sind die Begrifflichkeiten rund um die Zeit des bunten Treibens nicht ganz einfach auseinander zu halten und leicht verwirrend. Neben Karneval, Fasching und Fastnacht haben sich etliche weitere Bezeichnungen allein im deutschen Sprachraum etabliert. Und sie meinen am Ende das gleiche.
Während der Begriff „Fasching“ vor allem in Bayern, Österreich (außer Vorarlberg), den ost- und norddeutschen Bundesländern verwendet wird, so ist „Karneval“ die auch weltweit am häufigsten gebrauchte Bezeichnung. Vor allem im Rheinland rund um Köln und Düsseldorf ist dieser Begriff verbreitet. Je weiter es schließlich wieder mit dem Rhein nach Süden geht, desto häufiger ist der Terminus „Fastnacht“ mit seinen verschiedenen Abwandlungen „Fasnacht“, Fasenat“, „Fasnet“, „Fosnet“, „Fasteleer“ und vielen weiteren regionalen Variationen anzutreffen.
Damit ist auch die Wortherkunft am ehesten nachvollziehbar. Denn die Fastnacht bezeichnet die Zeit vor der vierzigtägigen Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt und am Gründonnerstag vor Ostern endet.
In der närrischen Zeit heißt es also nochmals, den irdischen Gelüsten nachzukommen, wo es doch anschließend gilt, sich sechs Wochen in Verzicht zu üben. So geht das Wort „Karneval“ sehr wahrscheinlich auf das lateinische „carne levare“ zurück, was so viel bedeutet wie „Fleisch wegnehmen“.
Auf die Karnevalsrede folgt im Anschluss die Vorbereitung auf die Osterrede – ob im privaten oder beruflichen Kontext.
Zunächst aber soll geklärt werden, was eine Büttenrede eigentlich ist. Der Begriff der Büttenrede geht auf das Wort „Bütte“ zurück. Entgegen dem vermeintlichen Wortklang hat die Büttenrede aber nichts damit zu tun, um etwas zu bitten.
Vielmehr bezeichnet das Wort „Bütt“ ein ovales Fass, das seit jeher als Rednerpult genutzt wird und dem Redner dazu dient, wirksam vor das Publikum zu treten. Während er das früher oft verkleidet als „Schutzmann“ oder „Redner der blauen Partei“ tat, ist das heute seltener anzutreffen. In der Büttenrede selber zieht der Büttenredner regelmäßig das aktuelle Tagesgeschehen von der Politik bis zur Kirche durch den Kakao und scheut nicht vor in humorvoller Weise vorgetragener Kritik.
Der Ursprung der Büttenrede geht bereits auf das Mittelalter zurück. Das „Rügerecht“ gab einfachen Bürgern zur Fastnachtszeit die Möglichkeit, Kritik zu üben. War es tabu, selbst berechtigte Einwände gegen das Handeln der Obrigkeiten aus Politik und Kirche vorzubringen oder sogar unter Strafe verboten, so hatte das einfache Volk mit dem Rügerecht die Chance, wenigstens einmal im Jahr ungestraft Kritik zu üben.
Büttenredner kann im Grunde jede Frau und jeder Mann sein, schließlich sollte es eben gerade jedermann möglich sein, in der Fastnachtszeit, ungestraft Kritik zu üben. Ein rednerisches, aber vor allem komödiantisches Talent sollte auf jeden Fall bei dem Jeck vorhanden sein. Bei den großen Sitzungen der Karnevalshochburgen, die im Fernsehen übertragen werden, sieht man daher auch oft bekannte Kabarettisten und Stand-Up-Comedians auftreten und ihre Sketche machen. Sehr oft sieht beziehungsweise hört man die Büttenreden in Mundart und den regionalen Dialekten.
Des Weiteren gibt es Zwiegespräche mit mehreren Rednern (oder mehreren Rednern in einer Person), Bauchredner mit Puppen, aber auch Singspiele. Selbst das bloße Aneinanderreihen von Witzen und Kalauern kann als Büttenrede durchgehen, wenn sich dahinter ein Konzept und ein Spannungsbogen erkennen lässt.
Lange Zeit war es vor allem die kritische Büttenrede, die gesellschaftliche und tagespolitische Entwicklungen anprangerte und aufs Korn genommen hat. Heute ist diese ursprüngliche Form zwar seltener geworden, aber doch immer noch häufig anzutreffen. Alles was lustig ist und das Publikum mitreißt, ist in der Karnevalszeit erlaubt.
Eine Sonderform der Büttenrede ist die Litschrede, die dem Publikum bewusst missfallen sollte. Als Höhepunkt der Rede kam es nicht selten vor, dass der Redner unter Buhrufen und dem Missmut der Zuhörerschaft aus dem Saal getrieben wurde. Die Litschrede, abgeleitet vom Niederhochdeutschen „letsche“ (ausrutschen, gleiten) ist aktuell aber sehr selten geworden.
Die Rede selber wird in der Regel in einer Reimform vorgetragen (ausführlich dazu weiter unten im Text). Die kurzen Strophen münden meist in ein und derselben oder zumindest ähnlichen Pointe, die so ständig Wiederholung finden und mit einem Tusch der Kapelle Begleitung finden.
Eine Büttenrede selber zu schreiben, ist gar nicht so einfach und sollte einer gewissen Struktur folgen. Dazu muss die Rede leicht und locker sein, das Publikum mit- und im besten Fall von den Sitzen reißen, denn förmliche, trockene Reden mit verschachtelten Nebensätzen und komplizierter Ausdrucksweise locken in der fünften Jahreszeit niemandem ein Schmunzeln hervor.
Zunächst gilt es, ein passendes Thema für die Karnevalsrede zu finden. Das ist nicht sonderlich schwer, liefert das aktuelle Tagesgeschehen doch mehr Material als zwischen Köln und Mainz in der kompletten Karnevalszeit je ausgeschlachtet werden könnte. Bei der Sitzung eines lokalen Karnevals- oder Faschingsvereins machen sich so auch regionale Bezüge gut. Bei der Faschingsfeier eines Unternehmens können gezielt einzelne Mitarbeiter, ganze Abteilungen und am liebsten natürlich die Führungsetagen aufs Korn genommen werden, ohne dass Ärger zu befürchten ist (wobei Vorsicht natürlich gewahrt bleiben sollte!). Ein Bezug zum erwarteten Publikum nimmt die Zuhörer gleich von Anfang an mit.
Anschließend muss das Thema in ein grobes Konzept verpackt werden. In welcher Form wird es vorgetragen? Hält ein Redner die Büttenrede? Oder werden mehrere Redner benötigt, die innerhalb der Rede vielleicht verschiedene Rollen spielen?
Wie wohl jede Rede folgt auch die Büttenrede einem grundsätzlichen Schema. So folgt einer Begrüßung des anwesenden Publikums in der Regel eine kurze Einleitung, die gern auch Fragen aufwirft, die im Anschluss bestenfalls auch beantwortet werden. Ein roter Faden, der sich vom Anfang bis hin zum Ende durch die Büttenrede zieht, macht die Rede gleich besser. Ein einheitlicher Spannungsbogen gibt Struktur und lässt die Zuhörer nicht mit Fragezeichen im Gesicht zurück, die plötzlich nicht mehr folgen können. Dem Hauptteil der Büttenrede folgt so ein Abschluss, der die Zuschauer gebührend verabschiedet.
Nicht immer fällt es leicht, sich selbst passende Witze auszudenken oder gar aus den Fingern zu saugen. Hier kann man sich sehr gut in Witzbüchern oder im Internet bedienen, allerdings sind die Witze einfach entsprechend den lokalen Gegebenheiten, den Personen oder Geschehnissen vor Ort oder dem aktuellen Zeitgeschehen anzupassen, um nicht ihren Reiz und ihre Wirkung zu verlieren.
Eine Büttenrede besteht in der Regel wie oben schon festgestellt aus Reimen und kurzen, knackigen Strophen. Sie folgen dem Jambus, einem sehr regelmäßigen Versmaß, in dem der Redner ständig zwischen betonten und unbetonten Silben wechselt. In der Literatur verwendet man oft den Blankvers, der ohne Reime auskommt:
„Als ich in meinem Zimmer näht‘, auf einmal
Prinz Hamlet – mit ganz aufgerißnem Wams,
Kein Hut auf seinem Kopf, die Strümpfe schmutzig
Und losgebunden auf den Knöcheln hängend;
Bleich wie sein Hemde, schlotternd mit den Knien…“
(aus William Shakespeare „Hamlet“ – Übersetzung von August Wilhelm Schlegel)
Am häufigsten ist dabei der Paarreim anzutreffen:
„Uff einen Schlach werd’n alle dämlisch,
denn das befiehlt das Datum nämlisch!
Es ist die Zeit der tollen Tage,
so eine Art Idiotenplage,
eine Verschwörung, blöd zu werden,
die jährlisch um sisch greift auf Erden.
Ei’ wahre Ausgeburt der Hölle,
und Ausgangspunkt davon ist Kölle!“
(aus einer Büttenrede von Oliver Kalkofe für seine Kolumne „Kalkofes letzte Worte“ in der TV Spielfilm)
Reimen liegt allerdings nicht jedem und so kann es passieren, dass trotz tollem Thema und tollem Konzept, keine Büttenrede aufs Papier kommt, die wirklich locker, lustig und mitreißend zugleich ist.
Abhilfe schaffen verschiedene Reimlexika, die dem Autor der Büttenrede unter die Arme greifen. Einfach ein Wort eingeben, für das ein gleichklingendes Gegenstück gefunden werden soll und die Datenbanken erledigen den Rest. Gute Ergebnisse liefern solche Reimlexika, die nicht nur auf den gleichen Wortstamm setzen. Möchte man zum Beispiel auf das Wort „trinken“ ein sich reimendes Wort finden, spucken die neben den nahe liegenden „Schinken“, „hinken“, „winken“ und „Zinken“ eben auch ähnlich klingende Ergebnisse wie „Schlammringen“, „Holzklingen“ und „Göttingen“ aus.
Mit dieser Hilfe lässt sich eine Büttenrede einfach in die entsprechende Reimform packen.
Besonders wichtig bei der Büttenrede: Am Ende einer jeden kurzen Strophe gipfelt der Reim in einer Pointe, der beim Vortragen mit einem Tusch von der Saalkapelle begleitet und das Publikum zum Applaudieren mitreißen soll, im besten Falle auch zum Jauchzen und Johlen, verleiten soll. Oft wiederholen sich die Pointen am Ende der jeweiligen Strophen oder ähneln sich zumindest stark.
Ein strittiges Thema ist die Frage, inwieweit eine Büttenrede politisch korrekt sein muss. Die Meinungen dazu gehen stark auseinander. Während Künstler für sich deklarieren, dass Kunst alles darf, können sich durch diskriminierende Äußerungen – selbst wenn sie nur spaßig gedacht sind – Minderheiten verletzt und gedemütigt fühlen. In Zeiten des Internets und von regelmäßigen Shitstorms in sozialen Medien kann das zu einer wahren Gratwanderung werden, die jeder Redner mit sich selbst klären muss.
Als Faustregel sollte der Schreiber der Rede darauf achten, mit Ausdrücken und Zuspitzungen niemanden zu verletzen.
Schüchternheit und introvertiertes Auftreten ist für einen Redner in der Karnevalszeit wenig empfehlenswert. Nicht nur ein animierendes und packendes Reden – nur bloß nicht zu schnell – ist von großer Bedeutung, auch non-verbal gilt es, das Publikum mitzunehmen. Dazu gehört ein selbstbewusster Auftritt. Regelmäßiger Augenkontakt mit der Zuhörerschaft ist vor allem bei den Pointen wichtig. Ein kleines Lächeln, ein kurzes Nicken sorgen für Bestätigung. Bewusste Pausen lassen den Witz beim Publikum kurz sacken und geben Zeit für eine Reaktion.
Eine Büttenrede ist mehr als eine einfache Rede. Sie erfordert nicht nur rednerisches Talent, sondern vor allem auch ein selbstbewusstes Auftreten. Ist die Büttenrede dann mit witzigen Reimen gespickt, die sich an aktuellen Geschehnissen oder regionalen Besonderheiten orientiert, steht einem lachenden Publikum nichts mehr im Wege.
Redaktion redenwelt.de
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