Rhetorik-Tipps

Sprechtechnik verbessern: 8 erfolgreich getestete Übungen

Die Stimme ist ein beeindruckendes Instrument. Sie kann den Gemütszustand eines Menschen ausdrücken und beeinflusst wie andere ihn wahrnehmen. Sie ist das wichtigste Werkzeug, wenn es darum geht, eine gute und überzeugende Rede zu halten. Schließlich leben gute Reden nicht nur von einem schlüssigen Inhalt, sondern auch von einem guten Redner. Er bringt Leben in einen Text und kann nur durch die richtige Artikulation und Betonung eindringlich und überzeugend sein. Der folgende Artikel hilft dabei, solche Fehler zu vermeiden, gibt hilfreiche Reden-Tipps und ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer überzeugenden Sprechtechnik.

Keine Angst mehr vor der nächsten Rede: So verbessern Sie Ihre Sprechtechnik

Üben Sie verschiedene Sprechtechniken, um für sich die Richtige zu finden © FrameStockFootages – Shutterstock

Gute Reden zu halten kann gelernt werden. Wer seine Sprechtechnik mit konkreten Übungen schult, verbessert nicht nur seine Fähigkeit, sprachlich richtig zu artikulieren und selbst vor einem großen Publikum beeindruckende Reden zu halten. Auch im Alltag kann mit einer kräftigen Stimme Souveränität ausgestrahlt und die eigene Durchsetzungskraft verbessert werden. Die Übungen können dabei in Eigenregie durchgeführt werden und helfen dabei folgende Fehler zu vermeiden, die ein ungeübter Redner während einer Rede begeht:

  • Er spricht zu schnell.
  • Er spricht zu langsam.
  • Er spricht gepresst.
  • Seine Stimme ist zu monoton.
  • Er betont falsch.
  • Er redet unnatürlich hoch.
  • Er redet zu leise.
  • Er redet zu laut.
  • Er verhaspelt sich.

Was macht die menschliche Stimme so besonders?

Die menschliche Stimme entsteht durch Schall, der durch die Stimmlippen im Kehlkopf erzeugt wird. Über die reine Technik hinaus kann sie viel darüber aussagen, wie jemand von anderen empfunden wird. So werden besonders Personen mit tiefer Stimme als besonnen und kompetent wahrgenommen. Wer eine hohe Stimme hat, wirkt schnell hysterisch. Diesen Personen wird weniger Durchsetzungskraft zugeschrieben. Darüber hinaus können Menschen einzig aufgrund ihrer Stimme als sympathisch oder unsympathisch wahrgenommen werden.

Zwar ist die Stimmfarbe bei jedem Menschen biologisch festgelegt, die richtige Artikulation und Sprechart sowie der Einsatz der Stimme können jedoch trainiert werden. Die Stimme funktioniert wie ein Muskel. Wer viel mit ihr arbeitet und regelmäßig bewusst übt, kann ihre Wirkung auf andere Menschen verändern und direkt beeinflussen. In Vorbereitung auf eine Rede sollten Sie sich mit Ihrer Stimme aktiv auseinandersetzen. Mit verschiedenen Übungen können Sie sich auf den großen Auftritt vorbereiten und kommen mit einer ausgefeilten Sprechtechnik souverän durch eine Rede.

8 Übungen für eine bessere Sprechtechnik

1. Bauchfellatmung trainieren: Mehr Resonanz, mehr Sicherheit

Die Atmung hat einen großen Einfluss auf das Sprechen. Sie kann für Reden trainiert werden und wirkt sich auf die Wahrnehmung der Stimme aus. Besonders die Bauch- beziehungsweise Zwerchfellatmung sollte geübt werden, da sie sich optimal für Reden und Vorträge eignet. Dabei wird die Luft nicht nur in den Brustkorb ein- und ausgeatmet, sondern bis hinunter in den Bauch gesogen und auch daraus wieder freigegeben.

Dies hat verblüffende Effekte:

  • Das Stimmvolumen wird auf natürliche Weise gesteigert.
  • Beim Sprechen können Pausen gesetzt werden, ohne die Atmung zu unterbrechen.
  • Die Resonanz der Stimme kommt aus dem ganzen Oberkörper und nicht nur aus dem Hals.

Vor einer Rede sollte daher die Zwerchfellatmung verbessert werden. Beachten Sie während des Sprechens das Zurückfedern des Bauchs und schließlich das Anfüllen mit Luft. Ein kleiner Tipp: Eine beliebige Passage aus der Rede oder aus einem Buch kann beim Üben helfen. Lesen Sie die Wörter laut vor. Dabei ist es wichtig auf die Atmung zu achten. Setzen Sie nach jedem fünften Wort eine kurze Atempause. Anschließend wird der Satz wiederholt und die Atempause schon nach vier Wörtern gesetzt. Im letzten Versuch erfolgt die Pause nach drei Wörtern. Auf diese Weise wird die Sprechweise wie von selbst verlangsamt.

  • In aufgeregten Situationen werden Sie automatisch ruhiger.
  • Die Stimmbänder werden geschont.
  • Die Stimme wirkt kontrollierter und etwas tiefer.

2. Lautes Lesen verbessert die Sprechtechnik

Lautes Vorlesen kann auch generell sinnvoll sein, um die Sprechtechnik zu verbessern. Es hilft dabei, langsames Sprechen sowie deutliches, richtiges Artikulieren zu üben. Außerdem trainiert es die Stimme und lockert die Muskulatur im Mund. Verschiedene Tonlagen und Sprecharten können beim lauten Lesen ebenfalls geübt werden. Dabei ist es nicht so wichtig mit welchen Texten das Sprechen geübt wird. Um ein Gefühl für das eigene Sprechtempo zu entwickeln, sollten Sie regelmäßig Texte laut vorlesen.

Gehen Sie dabei folgendermaßen vor:

  • Zunächst wird der Text ohne nachzudenken vorgelesen. Auf die Atmung wird dabei nicht geachtet.
  • Anschließend wird der Fokus auf die Bauchatmung gelegt. Der Text wird erneut vorgelesen. Satzzeichen werden berücksichtigt und Pausen bewusst eingebaut. Spüren Sie die Veränderung?
  • Es empfiehlt sich, das laute Lesen aufzunehmen. Jedes Smartphone hat ein Diktiergerät integriert, mit dem es auch möglich ist das Aufgenommene wiederzugeben. Sich selber zu hören hilft dabei, Verbesserungspotenziale zu erkennen.

3. Die eigene Sprechtechnik mit einem Video analysieren

Ein Video kann ebenfalls nützlich sein, um die eigene Sprechtechnik zu verbessern. Sich dabei zu filmen, wie man etwas vorliest oder eine Rede vorträgt, macht eventuelle Schwachpunkte deutlich. Gerade um die eigene Körperhaltung zu überprüfen und die Mundbewegungen zu analysieren, hilft es, sich selbst zu beobachten. Auch lässt sich anhand eines Videos sehen, wie souverän Sie wirken. Schauen Sie die ganze Zeit auf den Boden oder ist der Blick gerade und offen in Richtung der Zuhörer gerichtet? Auch Freunde, der Partner oder ein professioneller Sprechtrainer können Ihnen wertvolles Feedback geben.

4. Sprechübungen: Mit lautem Lesen die richtige Artikulation üben

Lautes Lesen verbessert nicht nur das Sprechtempo. Es hilft auch dabei, die richtige Artikulation zu üben. Besonders geeignet dafür sind Wörter und Texte mit besonders vielen Konsonanten. Beispielsweise: Katis krumme Kiste kriegt Katrin nicht geöffnet.

Der Rest der Gäste ist bereits unterwegs zum Startpunkt der staubtrockenen Wüste. Laute, die man mit den Zähnen bildet, formen die präzise Aussprache dabei besonders stark.

Üben Sie die richtige Artikulation durch Wörter mit besonders prägnanten Konsonanten:

  • Riese – hier muss das R deutlich hörbar sein. Gerollt wird es am besten im vorderen Teil des Gaumens.
  • Brot – das „BR“ deutlich aussprechen und das „t“ mit den Zähnen formen.
  • Tapfer – Ein klares „t“ zu Beginn, ein sauber artikuliertes „pf“ in der Mitte und das Ende auf ein klar hörbares „er“, kein „a“-ähnlicher Laut.

Diese Wörter mehrmals hintereinander auszusprechen kann lehrreich sein. Achten Sie auf unterschiedliche Längenbetonungen, üben Sie das Rollen des „R“s vorne im Mund und achten Sie darauf, keine Silbe zu verschlucken. Auch Vokale sollten man für eine bessere Sprechtechnik präzise artikulieren. Sie mit übertriebenen Mundbewegungen zu formen hilft dabei, ihre klare Aussprache zu üben.

Üben Sie richtig zu artikulieren – mit folgender Übung:

  • Das „A“ wird mit weitgeöffnetem Mund ausgesprochen.
  • Für das „O“ wird der Mund sehr rund geformt.
  • Für das „E“ wird er in die Breite gezogen.

Vokale lange zu Halten fördert ebenfalls eine saubere Aussprache. Für mindestens 10 Sekunden ein lautes „E“ oder „U“ zu halten trainiert die Muskeln, die für die richtige Artikulation nötig sind. Zudem wird das Stimmvolumen trainiert. Immer wieder Zungenbrecher auszusprechen kann ebenfalls dabei helfen, die eigene Sprechtechnik zu verbessern. Sie enthalten häufig viele Konsonanten und erfordern ein sehr bewusstes, langsames und artikuliertes Sprechen.

Beispiele bekannter Zungenbrecher:

Sprechtechnik verbessern

Durch gezieltes Üben, richtig zu artikulieren, vor allem mit Zungenbrechern, verbessern Sie Ihre Sprechtechnik und verhaspeln sich nicht mehr © fizkes – Shutterstock

  1. Fischers Fritze fischt frische Fische. Frische Fische fischt Fischers Fritz.
  2. Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid.
  3. Zwischen zwei Zwetschgenbaumzweigen zwitschern zwei geschwätzige Schwalben.

Sprechen Sie die Zungenbrecher zunächst langsam und dann immer schneller aus. Sich nicht zu verhaspeln ist herausfordernd. Das Training hilft Ihnen nicht nur zu lernen, wie Sie richtig artikulieren, sondern ist ebenso gut für das Gehirn und die Mundmuskulatur.

Übungen zur Lockerung der Stimmbänder:

  • Um die Stimmlippen zu entspannen, können Sie mit geschlossenem Mund gähnen.
  • Verschiedene Laute zu imitieren hilft ebenfalls bei der Lockerung der Stimmbänder: Imitieren Sie einen Motor, einen Rasierapparat oder ein Pferd. Versuchen Sie es erst nur mit der Lautbildung im Mund, ohne die Stimme. Nehmen Sie die Stimme erst nach einiger Zeit hinzu und spüren Sie den Unterschied.
  • Die Zunge im geschlossenen Mund in verschiedene Laut-Positionen zu bringen, lockert ebenfalls die Muskeln. Versuchen Sie ein „ü“ und ein „i“ hinter den Zähnen zu formen und merken Sie den kleinen aber feinen Unterschied.

5. Satzzeichen helfen bei der Entwicklung einer sicheren Sprechtechnik

Die bereits genannten Satzzeichen sind ein wichtiger Punkt, wenn es um die eigene Sprechtechnik sowie die richtige Artikulation geht. Satzzeichen steuern nicht nur beim Lesen den Textfluss. Auch beim Sprechen sollten sie Beachtung finden. Gemeint sind zum Beispiel: Kommata, Ausrufezeichen, Fragezeichen, Gedankenstriche oder Punkte. All diese Interpunktionszeichen laden zu kleinen Pausen innerhalb des Satzes oder Abschnittes ein, die beim Sprechen auch zu berücksichtigen sind. Für Zuhörer erscheinen vorgetragene Inhalte dadurch deutlich lebendiger. Für den Redner wird der Text strukturierter und besser vortragbar.

6. Auf Füllwörter verzichten

Vermeiden Sie Füllwörter wie „Äh“ oder „Ehm“ zwischen zwei Sätzen. Sie tragen zum Inhalt der Rede nichts bei und sprechen für Verlegenheit. Wenn Sie Schauspielern, Moderatoren oder Hörbuch-Sprechern zuhören bemerken Sie, dass diese nie Füllwörter benutzen (außer eine Schauspiel-Rolle sieht das vor). Auch Floskeln wie „ich würde sagen“ oder „ich würde denken“ oder Füllwörter wie „also“ haben keinen Mehrwert für eine Rede. Diese Füllwörter bewusst zu vermeiden kann man im Vorfeld einer Rede ebenfalls bewusst üben und wirkt sich positiv auf die eigene Sprechtechnik aus. Zudem wirken Sie kompetenter und selbstsicherer, wenn Sie Ihren Redeinhalt flüssig vortragen. Zu viele Füllwörter erwecken den Eindruck, Sie seien mit Ihrer eigenen Rede nicht vertraut. Mit einigen Rhetorik-Tipps können Sie Füllwörter bewusst und charmant umgehen. Hierbei ist es wichtig sich einige Floskeln im voraus zurecht zulegen.

7. Durch Zuhören die eigene Sprechtechnik verbessern

Um die eigene Sprechtechnik zu optimieren, ist es nicht nur wichtig, die richtige Artikulation und Atmung zu üben wie auch laut vorzulesen. Einfach nur zuzuhören kann ebenfalls sehr aufschlussreich sein und dabei helfen, die Sprechtechnik zu verbessern.
Gerade von Fernseh- oder Radiomoderatoren, Schauspielern oder Synchronsprechern und berühmten Rednern (in den Medien präsent sind häufig Politiker) kann man für die eigene Sprechtechnik viel lernen. Sie alle haben den Schritt vor das Publikum bereits gemacht und sich sehr wahrscheinlich auf ihren Auftritt vorbereitet.

Ihnen einfach nur zuzuhören, auf ihre Betonung zu achten und zu analysieren, an welchen Stellen sie ihre Pausen setzen, die Stimme heben oder senken, kann sehr lehrreich sein. Auch mit Hörbüchern kann man üben. Sie bemerken, dass sich die Sprechart professioneller Sprecher sehr vom alltäglichen Reden unterscheidet.

  • Die Betonung ist eine andere.
  • Die Artikulation ist deutlicher.
  • Das Sprechen erfolgt sehr bewusst.
  • Das Sprechen erfolgt sehr ruhig.
  • Silben werden nicht einfach verschluckt.
  • Die Wörter sind klar und deutlich geformt.
  • Auf Füllwörter wird verzichtet.

Gerade Hörbuch-Sprecher und Moderatoren sprechen zudem bewusst sehr langsam. Auf Sportmoderatoren trifft dies nicht zu, da es ihnen darum geht ein laufendes Geschehen zu kommentieren. Sie sind daher kein gutes Beispiel. Moderatoren im Radio oder in TV-Nachrichtensendungen machen aber deutlich, worum es beim langsamen und richtig artikulierten Sprechen geht. Wenn Sie konkrete Informationen vermittelt und Botschaften kommunizieren möchten, ist das Sprechtempo eines der zentralsten Werkzeuge.

Nur bei einem langsamen Sprechtempo hat der Zuhörer die Chance, alle Wörter aufzunehmen und zu verarbeiten. Wer von einer Wort-Lawine überrollt wird, kann unmöglich alle vermittelten Inhalte verarbeiten. Dabei geht es nicht darum, die Zuhörer mit monotoner Stimme einzuschläfern. Vielmehr ist eine Ruhe gemeint, mit denen der Redner durch seine Rede schreitet und die er mit jedem Satz ausstrahlt.

Durch das häufige Anhören von Moderationen, professionellen Rednern oder Hörbüchern schärft sich das Verständnis für die richtige Artikulation und Sprechtechnik. Im Vergleich dazu bewusst auf die Sprechtechnik des Gegenübers in einem alltäglichen Gespräch zu achten, verdeutlicht die Unterschiede.

Diese Besonderheiten fallen auf:

  • Verschluckte Silben.
  • Zusammengezogene Wörter.
  • Eine unsaubere Aussprache.
  • Nicht genau geformte Vokale und Konsonanten.
  • Ein zu schnelles Tempo.
  • Füllwörter wie „Eh“ oder „Ähm“.

Trotz dieser Merkmale wird diese Sprechart nicht als unangenehm wahrgenommen, da sie vertraut ist und im Alltag fast ausschließlich verwendet wird. Um aber in einem Monolog vor Publikum seine Gedanken richtig zu artikulieren, eine Botschaft zu übermitteln und Argumente zu diskutieren, ist sie nicht geeignet, da sie häufig andere Ziele verfolgt.

8. Zeit ist der Schlüssel zu einer ausgefeilten Sprechtechnik

Aus Angst eine Rede zu lang zu ziehen, das Publikum vielleicht doch mit den eigenen Inhalten zu langweilen und auch aus Nervosität, spricht man Reden häufig zu schnell. Eine innere Hektik treibt dazu an, schnell zu sprechen. „Ich habe keine Zeit“ oder „Wir haben doch alle keine Zeit“ sind Sätze, die viele Menschen so verinnerlicht haben, dass sie sich negativ auf die Sprechtechnik auswirken. Dabei ist menschliche Kommunikation essenziell und die Fähigkeit mit Worten zu spielen und zu überzeugen ist ein zentrales Instrument im Austausch mit anderen.
Sich Zeit zu nehmen für Gespräche, Unterhaltungen zu genießen und auch das Halten einer Rede vor Publikum als Privileg anzusehen, kann die eigene innere Einstellung verändern.

Diese Grundhaltung wirkt sich positiv auf die eigene Sprechtechnik aus, da mehr innere Ruhe einkehrt. Ihre Stimme verlangsamt sich automatisch und Sie artikulieren richtig – das Sprechtempo beruhigt sich also von ganz allein. Überzeugungskraft und Durchsetzungsvermögen transportieren Sie dabei automatisch, wenn das Ausstrahlen von Hektik ausbleibt.

Wichtige Schritte zur Verbesserung der Sprechtechnik bei der Vorbereitung auf eine Rede

Den Text kennen: Im Zuge der Vorbereitung einer Rede ist es wichtig, den eigenen Text gut zu kennen. Er sollte in Sinnabschnitte untergliedert sein. Es ist sinnvoll sich im Vorfeld genau zu überlegen, an welcher Stelle Pausen einzubauen sind. Für das richtige Artikulieren und einen souveränen Vortrag muss der eigene Text genau bekannt sein. Nur wer mit dem Inhalt vertraut ist, hat die Möglichkeit, seine Aufmerksamkeit auf die eigene Stimme zu lenken. Pausen in einem Text sollte man immer nutzen. Sie sind eine willkommene Einladung kurz zu verschnaufen, das Sprechtempo zu drosseln und tief durchzuatmen. Wenn es um eine besondere Betonung geht, sollte man diese in den Notizen vermerken. Wörter und Sätze durch Einkreisen oder Unterstreichen hervorzuheben ist hilfreich, um im Redeverlauf die richtige Artikulation und die verschiedenen Betonungen nicht zu vergessen.

Einfach halten: Je komplexer der Inhalt, desto einfacher die Sprache. Dieses Mantra sollte sich jeder Redner zu Herzen nehmen und für die Vorbereitung seiner Rede berücksichtigen. Über die eigenen Fremdwörter oder Bandwurmsätze zu stolpern, macht keinen guten Eindruck und lenkt die Zuhörer zudem vom Wesentlichen ab. Einfache, klare Sätze ohne viele Verästelungen sowie hie und da eingestreute Apelle halten das Publikum bei Laune. Auf Fremdwörter zu verzichten zahlt sich ebenfalls aus, da die Aufmerksamkeit abschweift, wenn man Redeinhalte zu kompliziert äußert. Eine professionelle Ausdrucksweise spricht zwar für Kompetenz, bei einer Rede sollte jedoch die Vermittlung von Inhalten im Vordergrund stehen.

Betonungen üben: Die Stimme im richtigen Moment zu erheben oder zu senken, sollten Sie ebenfalls üben. Während einer Rede können Sie mit diesen Mitteln mit der Aufmerksamkeit des Publikums spielen. Passagen bewusst schneller zu sprechen kann eine gewisse Dramatik, Hektik oder Panik vermitteln. Andere Sätze ganz langsam zu sprechen wirkt eindringlich. Wird dabei dann noch die Stimme an den richtigen Stellen gesenkt oder erhoben, kommt die zu vermittelnde Botschaft mit größerer Wahrscheinlichkeit beim Publikum an. Redner, die mit Betonungen spielen können, nimmt man zudem als kompetent und vereinnahmend wahr, als solche, die monoton in einer Stimmlage bleiben.

Eine herzliche Begrüßung einbauen: Eingangs sollten Sie die Zuhörer positiv und offen begrüßen, um sie direkt in den Bann des Redners zu ziehen. Ein Lächeln auf den Lippen überträgt sich auf die gesprochenen Worte und kommt auch beim Publikum gut an. Gleiches gilt für die Verabschiedung nach einer Rede. Selbst wenn der Inhalt thematisch ernst oder sogar dramatisch ist – der Redner sollte immer durch Freundlichkeit versuchen, eine gute Beziehung zur Zuhörerschaft aufzubauen.

Die Korken-Übung: Bei professionellen Sprechtrainern ist diese Übung sehr beliebt. Denn: mit einem Korken zwischen den Zähnen die eigene Rede vorzulesen kann sehr lehrreich sein. Was seltsam klingt und auch seltsam aussieht, hat eine große Wirkung: Die Wörter mit dem Fremdkörper im Mund zu formen ist herausfordernd, schärft aber das Verständnis für die richtige Artikulation, Betonung und Aussprache. Zudem wird die Muskulatur im Mund dadurch lockerer, die Stimme wird offener und das anschließende Vortragen der Rede ohne Korken wird Ihnen wie eine leichte Übung vorkommen. Sowohl in der Vorbereitung auf eine Rede als auch als regelmäßiges Sprechtraining für zwischendurch ist die Korken-Übung geeignet. Sie können diese Methode auch kurz vor Ihrer Rede anwenden, um Ihre Muskulatur kurz vor dem großen Auftritt zu lockern.

Heiser: Und jetzt?

Heiserkeit ist der größte Feind eines jeden Redners. Wenn die Stimme belegt ist, nicht das volle Volumen hat und das Sprechen anstrengend ist, ist die Rede in Gefahr. Sowohl Erkältungen als auch eine Überlastung der Stimme können zu Heiserkeit führen.
Wenn Sie einige Tage vor einer Rede mit Heiserkeit zu kämpfen haben, sollten Sie Ihre Stimme so gut es geht schonen. Viele Menschen flüstern, wenn sie heiser sind, um ihre Stimme nicht zu strapazieren. Dabei macht Flüstern alles noch schlimmer und beansprucht die Stimme noch mehr. Am besten sprechen Sie in den Tagen der Heiserkeit gar nicht oder so wenig wie möglich. Nur so kann sich die Stimme schnell erholen. Viel trinken hilft ebenfalls. Salbeitee oder –bonbons befeuchten die Stimmbänder und ein Glas Wasser mit etwas aufgelöstem Salz hält sie geschmeidig.

Die richtige Körperhaltung üben

Folgende Körperhaltung hilft dabei, souverän zu wirken und zudem das Meiste aus der eigenen Stimme herauszuholen:

  • Die Füße in hüftbreitem Abstand positioniert und das Gewicht gleichermaßen auf beide Beine verteilt.
  • Anschließend lockern Sie die Knie und beugen sie ganz leicht. Dadurch verlagert sich das Gewicht auf den gesamten Fuß.
  • Der Rücken richtet sich auf.
  • Die Arme sollten locker neben dem Körper hängen.
  • Lösen Sie den Unterkiefer und pressen Sie ihn nicht gegen den Oberkiefer.
  • Die Zunge drücken Sie nicht gegen den Gaumen, sondern lassen sie locker im Mund liegen.

Durch diese Körperhaltung wird die Atmung tiefer. Die Gesichtsmuskeln entspannen sich und die gesamte Haltung wirkt offen, aufrecht und selbstbewusst. Sich während der Rede am Kopf zu kratzen oder sich schon während der Begrüßung drei Mal zu räuspern sowie mit verschränkten Armen vor dem Publikum zu stehen wird dazu führen, dass es die gesamte Rede schwer haben wird. Zu einer guten Sprechtechnik gehört, dass der ganze Körper mit einbezogen wird. Je mehr Sie das üben, desto besser wird es auf der Bühne funktionieren. Und ob Sie es glauben oder nicht: Sind Sie stimmlich gut vorbereitet, so reduziert sich auch das Lampenfieber.

Der große Tag ist da: Diese 7 Tipps sollten Redner beachten

Tipp 1: Stimme schonen

Am Abend vor der Rede sollten Sie auf ausgedehnte Kneipenbesuche, lautes Singen oder Schreien verzichten. Die Stimmbänder könnten dadurch so strapaziert werden, dass es das Sprechen schwer macht. Dies schlägt sich nicht nur auf die Qualität der Rede nieder, sondern vor allem auf die Souveränität des Redners. Sich nach jedem zweiten Satz zu räuspern, zu husten oder kurz vor Schluss zu merken, wie die eigene Stimme wegbricht, kann sich enorm auf die Aufmerksamkeit des Publikums und die Qualität der Rede auswirken. Die Botschaft kann nicht wie geplant vermittelt werden. Zusammengefasst: Das Rede-Ziel wird verfehlt!

Tipp 2: Notizen zur Hand haben

Wenn Sie auf der Bühne stehen, ist Ihre ganze Vorbereitung möglicherweise aus dem Kopf gelöscht. Zu groß ist die Aufregung, zu ungewohnt der Blick in die erwartungsvollen Gesichter. In diesem Fall kann es helfen, den ersten Teil der Rede abzulesen. So kommt man automatisch wieder in den Text hinein und verfällt dann in den eingeübten und routinierten Ablauf.

Tipp 3: Wasser trinken

Durch das lange Sprechen, die Aufregung und die möglicherweise trockene Luft im Vortragsraum wird die Mundschleimhaut stark beansprucht. Sie trocknet aus, der Rachen wird rau und Wörter zu formen, wird immer schwerer. Damit es erst gar nicht so weit kommen kann, ist es wichtig für einen Redner, ein Glas Wasser in Reichweite zu haben. Regelmäßig einen kleinen Schluck zu nehmen und den Mund zu befeuchten, verhindert das Austrocknen.

Auch schon vor der Rede etwas Wasser zu trinken, hilft dabei, die Stimmbänder zu unterstützen. Sie können sich so ganz auf Ihre Sprechtechnik konzentrieren, um die Rede bestmöglich zu halten. Alternativ kann auch in den Minuten vor der Rede nur durch die Nase geatmet werden, um den Mund so feucht wie möglich zu halten. Kontrollierte Nasenatmung kann zudem dazu führen, dass Sie ruhiger werden. Der Effekt ist also doppelt positiv!

Tipp 4: Stimmlage finden

Mit einem langgezogenen Summen („hmmmm“) in verschiedenen Höhen und Tiefen können Stimmlagen ausprobiert werden. Wenn direkt nach dem Summen ein Satz in derselben Tonlage folgt, wird das Gefühl für die eigene Stimmlage gestärkt. Die für die Rede am besten passende Stimmlage kann dann mehrfach geprobt werden.

Tipp 5: Die Muskeln lockern

Vor der Rede können Sie die Arme kreisen lassen, um die Muskulatur im Schulter- und Nackenbereich zu lockern. Auch der Kiefer kann immer wieder angespannt und gelockert werden. Gerade zu stehen, wie Sie es geübt haben, hilft zudem die Selbstsicherheit zu finden und sie auch auszustrahlen.

Tipp 6: Ruhig bleiben

Es ist ganz normal, dass in den ersten Sekunden auf einer Bühne vor Publikum ein Adrenalinstoß durch den Körper geht. Darauf kann man sich nur schwer vorbereiten, da diese Reaktion spontan erfolgt. Natürlich hilft es bereits Erfahrung im Halten von Reden zu haben, da Sie von Mal zu Mal besser mit der Situation umgehen können. Doch selbst wenn es das erste Mal ist, können Sie mit viel Vorbereitung und einer gut einstudierten Sprechtechnik das Publikum überzeugen und sogar mitreißen. Wichtig ist nur, dass Sie ruhig zu bleiben. Ein Schluck Wasser kann helfen das Lampenfieber zu unterdrücken, ebenso wie tief durchzuatmen. Das Adrenalin verleitet dazu, zu schnell und zu hoch zu sprechen. Darauf sollten Sie vorbereitet sein, um direkt aktiv gegensteuern zu können.

Tipp 7: Redner und Rede müssen eine Einheit sein

Ein Publikum nimmt eine Rede immer im Kontext des Redners wahr. Rede und Redner sind untrennbar miteinander verbunden. Der interessanteste Inhalt wird durch einen schlechten Redner wertlos. Andersherum kann ein guter Redner eine schlechte Rede auch nur schwer ausgleichen. Während die inhaltliche Vorbereitung der Rede wichtig ist, um auf der Sachebene zu überzeugen, ist eine gute Sprechtechnik wichtig, um menschlich zu überzeugen und die sachlichen Inhalte souverän zu vermitteln. An der Sprechtechnik zu arbeiten hat daher auch eine direkte Auswirkung auf die Wahrnehmung der Inhalte.

Konstante Sprechübungen verbessern die Sprechtechnik dauerhaft

Wer konstant an seiner Sprechtechnik arbeitet und auch außerhalb von konkreter Redevorbereitung an Atmung und Stimme feilt, der wird Vorträge mit der Zeit ohne Anstrengung über die Bühne bringen. Die Bauchatmung automatisiert sich nicht durch die richtige Körperhaltung , sondern ganz automatisch und eine Sie können jederzeit eine volle und kräftige Stimme abrufen. Je mehr Sie die Übungen verinnerlichen, desto mehr wandelt sich die gesamte Sprechtechnik. Vor Publikum zu sprechen bedeutet dann nicht mehr, dass Sie die erlernten Mechanismen erst bewusst abrufen müssen. Sie laufen automatisch ab, da sie ins Unterbewusstsein übergegangen sind. Auch der erste Adrenalinstoß kann sie dann nicht verdrängen.
An der eigenen Sprechtechnik zu arbeiten und an der richtigen Artikulation zu feilen kann sich auch abseits der Vorbereitung auf große Reden lohnen. Im alltäglichen Umgang mit anderen Menschen offener und souveräner zu wirken, ist ebenfalls positiv.

Redaktion redenwelt.de

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