Rhetorik-Tipps

So setzen Sie die Metonymie in der Rede erfolgreich ein

Die Metonymie ist ein klassisches Stilmittel in der Rede. Sie gehört zu den sogenannten Tropen, wie auch die Metapher und die Synekdoche. Ein Tropus bzw. Tropen sind rhetorische Stilfiguren, denen eins gemein ist: das Gesagte weicht von dem Gemeinten ab. Bei der Metonymie stehen das Gesagte und das Gemeinte immer in einem logischen, räumlichen, zeitlichen oder ursächlichen Zusammenhang. Beispielsweise bei der Metapher ist das nicht immer so. Dennoch sind sich diese Stilfiguren zum Teil sehr ähnlich und können in der Bedeutung nicht immer klar voneinander getrennt werden.

Altgiechische Wortherkunft Beispiele

Griechenland nicht nur ein traumhaftes Land – auch ein Land der Wortherkunft © MarinaD_37 – Shutterstock

Das Wort Metonymie stammt aus dem Griechischen (metonymía) und kann mit „Vertauschung des Namens“ oder „Umbenennung“ übersetzt werden. Am besten lässt sich der Begriff Metonymie anhand von Beispielen verstehen: 7 verschiedene Arten der Metonymie gibt es. Der römische Lehrer der Rhetorik Quintilian (gelebt von 35 n. Chr. bis 100 n. Chr.) hat sie erstmals unterschieden.

7 Beispiele für die Metonymie

1. Person für Werk, Gegenstand oder Aufgabe, Erzeuger für Erzeugnis

Der Satz „Ich habe gestern Goethe gelesen“ statt „Ich habe gestern das Buch „Die Leiden des jungen Werther gelesen“ ist ein klassisches Beispiel für die erste Art der Metonymie. Anstatt den genauen Titel des Werkes zu nennen, das der Sprecher gelesen hat, nennt er stellvertretend den Autor. Es besteht also ein klarer Zusammenhang zwischen dem Gesagten und Gemeinten.

Ein weiteres Beispiel: „Er hört Rolling Stones seit er 20 ist“ anstatt „Er hört die Musik der Rolling Stones seit er 20 ist“.

2. Werk, Gegenstand, Ort oder Aufgabe für Person, Erzeugnis für Erzeuger

„Mosambik hat den Notstand ausgerufen“ statt „Der Präsident von Mosambik hat den Notstand ausgerufen“ ist ein beispielhafter Satz für die Art der Metonymie, bei dem etwas Stellvertretend für eine Person genannt wird. Anstatt die Person zu nennen, die den Notstand ausgerufen hat, wird stellvertretend das gesamte Land genannt. Dies ist ein bewusstes Stilmittel, dass in dem konkreten Fall den Ernst der Lage verdeutlichen soll. Ein weiteres Beispiel ist „Brasilien hat das Spiel gewonnen“ oder „Die USA wählen heute einen neuen Präsidenten. Auch „Sie schenkt ihm Freude“ ist eine typische Metonymie.

3. Rohstoff für das fertige Produkt

„Sie hat ihn mit dem Eisen getroffen“ statt „Sie hat ihn mit dem Schwert getroffen“ ist die dritte Art der Metonymie nach Quintilian. Hier wird der Rohstoff als Wort anstelle des fertigen Endprodukts gesetzt. „Das Glas zeigt die Zeit an“ statt „Die Uhr zeigt die Zeit an“ ist ein weiteres Beispiel, ebenso wie „Hast du das Papier gelesen?“ anstelle von „Hast du das Dokument/die Zeitung gelesen?“.

„Er trägt am liebsten Seide“ ist ein weiteres Beispiel bei dem der Stoff anstelle des eigentlichen Kleidungsstückes aus Seide genannt wird. Der Bezug zwischen dem Rohstoff und dem was gemeint ist, muss immer eindeutig sein, andernfalls kann es zu Missverständnissen kommen.

4. Person für eine Sache oder Besitzer für Besitztum

In „Jogi Löws Sieg im WM-Finale“ wird der Name des Trainers anstelle der gesamten Mannschaft gesetzt. Ein historisches Beispiel ist: „Hitler marschierte in Polen ein“. Damit ist nicht zwingend nur seine Person gemeint, sondern seine gesamten Truppen. „Unser Nachbar ist bei dem Unwetter gestern Nacht gänzlich vollgelaufen“ statt „Das Haus unseres Nachbarns ist bei dem Unwetter gestern Nacht gänzlich vollgelaufen“ ist ein weiteres Beispiel, bei dem eine einzelne Person stellvertretend für eine Situation, einen Akt oder ihr Besitztum genannt wird.

5. Kollektivabstraktum statt Konkretum

Wird ein abstraktes Kollektiv genannt, anstelle konkreter einzelner Personen oder Gruppen, ist dies ein weiteres Beispiel für eine Metonymie:

  • Nachbarschaft statt die Nachbarn
  • Kollegium statt die Kollegen
  • Schülerschaft statt die Schüler
  • Studierendenschaft statt die Studenten

6. Ort, Land, Zeit oder Gefäß für Inhalt oder eine Person

Auch bei dieser Art der Metonymie wird nicht die konkrete Person oder die konkrete Sache genannt, sondern eine Ersetzung verwendet:

  • „Lass uns ein Glas trinken gehen“ ist eine Metonymie für „Lass uns ein Glas Wein trinken gehen“.
  • „Ich habe heute morgen mit China telefoniert“ steht für „Ich habe heute mit dem Kollegen in China telefoniert“.
  • „Der ganze Kinosaal hat applaudiert“ statt „Alle Menschen im Kinosaal haben applaudiert.“
  • „Jamaika fürchtet den nächsten Hurrikan“ anstelle von „Die Bevölkerung Jamaikas fürchtet den nächsten Hurrikan.“

7. Sinnbild oder Symbol für etwas Abstraktes

Wenn ein Symbol für etwas Abstraktes eingesetzt wird, sollte dies hinlänglich bekannt sein, um Missverständnisse zu vermeiden. Typisch ist zum Beispiel:

  • Lorbeeren für Ruhm
  • Herz für Liebe
  • Kreuz für Christentum

Damit das Publikum einer Rede Metonymien auch versteht, sollten sie mit Bedacht eingesetzt werden. Dadurch, dass das Gesagte nicht aus demselben Begriffsfeld wie das Gemeinte stammen muss, ist zum Teil eine abstrakte Überleitung nötig. Dennoch gibt es eine klare Beziehung zwischen Gesagtem und Gemeinten.

Wie unterscheidet sich die Metonymie von der Metapher und der Synekdoche?

In der Synekdoche wird ein Begriff zur Ersetzung eines anderen gewählt, der unmittelbar im Verhältnis dazu steht. Ein Beispiel dafür ist „Einkommen pro Kopf“ – der Kopf steht hierbei für Mensch. Bei der Synekdoche stammen Gesagtes und Gemeintes aus demselben Begriffsfeld, wodurch sie weniger abstrakt ist.

Bei der Metapher wird die Bedeutung eines Wortes auf einen anderen Zusammenhang übertragen. Sie gilt als eine der wertvollsten rhetorischen Figuren und in jeder gelungenen Rede kommen Metaphern vor. Sie sind ein Vergleich, nur ohne, dass das Wort „Wie“ benutzt wird. Ein bildliche Entsprechung für etwas Gemeintes wird gefunden und erfordert eine Transferleistung des Zuhörers:

  • „Tim ist zwar krank, aber er ist ein Löwe“ statt „Tim ist zwar krank, aber er ist so stark wie ein Löwe“
  • „auf den Zahn fühlen“ ersetzt „unangenehme Fragen stellen“
  • auch „aus heiterem Himmel“ oder „aus allen Wolken fallen“ sind Metaphern, die im Sprachgebrauch fest verankert sind

Was bedeutet die Metonymie für Reden und was ist ihre Wirkung?

Metonymien, ausdrucksvoll, stark

Metonymien lassen Redner ausdrucksvoll erscheinen © Pressmaster – Shutterstock

Das rhetorische Stilmittel Metonymie kann Reden interessanter und unterhaltsamer machen. Mit Metonymien zu arbeiten, lässt den Redner eloquent erscheinen und animiert das Publikum zum Mitdenken. Weiterhin kann dieses rhetorische Stilmittel genutzt werden, um Wiederholungen von Wort und Begriff zu vermeiden. Es sollte sich bei den Wort-Ersetzungen aber immer um gängige Beispiele handeln, damit auch alle Zuhörer problemlos folgen können.

Der Einsatz von Metonymien in der Rede sollte außerdem wohldosiert erfolgen, um die Zuhörer nicht zu überfordern und sicherzugehen, dass jeder alles versteht. Immer wenn etwas anderes gesagt als gemeint wird, besteht die Gefahr einer Fehlinterpretation durch das Publikum oder eines generellen Verständnisproblems als Wirkung. Es entscheiden daher auch der Redekontext und das Publikum darüber, ob Metonymien zum Einsatz kommen sollten. Bei zu komplexen Sachverhalten könnten sie das Verständnis beeinflussen.

Autor: Redaktion redenwelt.de

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